Null- und Strafzinsen ade: Die Zinsen für Tages- und Festgelder steigen wieder

Lange hat sie gezögert. Doch nun geht die Europäische Zentralbank (EZB) mit einiger Konsequenz gegen die hohen Inflationsraten im Euroraum vor – zuletzt Mitte September mit der größten Leitzinserhöhung in ihrer 25-jährigen Geschichte. Mögliche Effekte auf die allgemeine Teuerung bleiben abzuwarten, aber Sparer profitieren unmittelbar.

03.10.2022
  • Lesezeit ca. 3 Minuten
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    03.10.2022
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Finanzen
© Tumisu/pixabay.com

Zugegeben: 0,5 bis 0,6 Prozent p.a. für Tagesgelder bei deutschen Banken oder etwas über zwei Prozent pro Jahr für 24-monatige-Festgelder bei europäischen Banken genügen noch lange nicht, um die Geldentwertung durch hohe Inflationsraten zu stoppen. Ganz im Gegenteil nimmt der Wert jedes hier angelegten Euro jährlich immer noch um rund sechs bis sieben Prozent ab. Aber im Vergleich zu der langen Phase von de facto Nullzinsen oder auch Strafzinsen schon für kleinere Kapitalbeträge kann man definitiv von einer Wende am Finanzmarkt sprechen.

Passende Anlagestrategien finden

Trotz anhaltendem realen Wertverlust dürften aktuell alle glücklich sein, die Geld auf der hohen Kante liegen haben – besonders diejenigen, die Probleme bekommen, mit ihren laufenden Einkünften erhöhte Abschläge oder hohe Nachzahlungen für ihren Energieverbrauch zu bezahlen. Und auch alle anderen werden sich freuen, wenn sie nun wieder etwas Rendite für kurz- oder mittelfristige Geldanlagen erhalten. Denn sichere Tages- und Festgelder stehen bei Deutschlands Anlegern traditionell hoch im Kurs. Nur rund ein Viertel setzt auf Aktien, ETFs und Co. Die erscheinen vielen zu riskant. Die Mehrheit bevorzugt Sicherheit.

Die gibt es jetzt wieder mit steigenden Zinsen. Es kann sogar als sicher gelten, dass die Zinsangebote noch weiter steigen, denn die EZB hat für die nächsten Monate bereits weitere Zinsschritte angekündigt. Experten wie der Chefvolkswirt der Commerzbank Jörg Kramer schätzt ein konjunkturneutrales Zinsniveau, welches noch keine Rezession riskiert, bei etwa 2,5 bis 3 Prozent ein. Aktuell steht der Leitzins der EZB erst bei 1,25 Prozentpunkten.

Hier und für die Zinsen auf Fest- oder Tagesgelder gibt es somit bis weit in die erste Hälfte des kommenden Jahres hinein noch einige Luft nach oben. Deswegen sollten Sie aktuell Ihr Kapital eher nicht langfristig, sondern maximal für ein Jahr fest anlegen – oder setzen Sie bis 2023 zunächst auf Tagesgeld.

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Tipps für Ihre Geldanlage: Steigende Zinsen nutzen und flexibel bleiben

Mit einer Tagesgeldanlage verzichten Sie im Moment gegenüber Festgeldern auf rund ein Prozent Verzinsung. Dafür gewinnen Sie an anderer Stelle Vorteile:

  • Sie bleiben liquide und können jederzeit auf unvorhergesehene, höhere Ausgaben reagieren.
  • Mit Tagesgeldern lassen sich die kürzesten Zeiträume für Zinsgutschriften realisieren – bei manchen Banken gibt es die Gutschriften sogar monatlich, was für einen maximalen Zinseszinseffekt sorgt.
  • Alternativ besteht die Möglichkeit für Halbjahresanlagen: Hier erhalten Sie bei deutschen Banken im September 2022 mit rund 0,8 Prozent p.a. noch etwas mehr Verzinsung als für Tagesgelder, binden sich aber nicht zu lang.
  • Steigen die Zinsen wie erwartet weiter, können Sie Ihr Geld dann auch längerfristig und rentabler als heute umparken.

Hierfür empfiehlt sich eine Treppenstrategie

Nehmen wir an, Sie wollen 15.000 Euro anlegen. Bei dieser Strategie teilen Sie Ihr Kapital auf drei Einzelanlagen beziehungsweise Beträge von jeweils 5000 Euro auf. Die legen Sie für ein, zwei und drei Jahre fest an. Dafür zahlen deutsche und europäische Banken je nach Anlagezeitraum momentan jährliche Zinsen von etwa 1,5 Prozent (ein Jahr) bis rund 2,5 Prozent (drei Jahre). Sie streichen so maximal möglichen Zinsen im kurz- bis mittelfristigen Anlagezeitraum ein und erhalten über drei Jahre alle zwölf Monate wieder freies Kapital. Dieses können Sie für Ausgaben nutzen oder legen es neu zu sehr wahrscheinlich höheren Zinsen an.

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Sicherheit andere EU-Banken

Zinsvergleiche für Tagesgeld oder Festgeld zeigen: Die besten Zinssätze gibt es nicht allein von deutschen Banken, sondern von Kreditinstituten beispielsweise aus den Niederlanden, Frankreich oder Schweden. Eine Anlage in einem dieser Länder wäre ebenfalls eine Option. Ihr Geld ist dabei geschützt: Die europäisch harmonisierte Einlagensicherung garantiert, dass pro Kunde und Bank bis zu 100.000 Euro gesichert sind. Deutsche Vergleichsportale, wie test.de von der Stiftung Warentest, empfehlen grundsätzlich nur Banken und Länder mit einer hohen Bonität. Im Krisenfall könnten Staaten mit nicht ausreichenden Mitteln die Einlagensicherheit nicht mehr garantieren. Sie sollten daher bei Ihrer Wahl ein Auge auf die Finanzkraft der jeweiligen Institution haben.

Hilfreich sind die Ratings solch renommierter Agenturen, wie Standard & Poor’s (S&P) oder Moody’s und Fitsch. Diese Übersicht gibt Ihnen einen Überblick über die Bonitätsnoten einiger EU-Staaten (Stand: Juni 2022).

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