Mit Solarstrom immer noch Geld verdienen: So gelingt es!

Diese Nachricht ließ aufhorchen. Ende 2021 warnte das Umweltbundesamt: Eine neue Photovoltaikanlage auf dem eigenen Dach wird sich schon bald nicht mehr rechnen. Selbst mit teilweiser Eigennutzung drohe ab Juni 2022 die Unwirtschaftlichkeit, hieß es. Und tatsächlich bietet das Frühjahr die vorerst letzte Gelegenheit, mit Solarstrom noch Geld zu verdienen.

09.05.2022
  • Lesezeit ca. 4:30 Minuten
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    09.05.2022
  • Lesezeit ca. 4:30 Minuten
Frau spart Geld durch Solaranlage auf Eigenheim
© New Africa/www.shutterstock.com

PV-Anlagen galten lange Jahre als gutes Renditemodell. Üppige Einspeisevergütungen – für das Jahr der Inbetriebnahme und 20 weitere Jahre garantiert – machten es möglich. Einige Alteigentümer kassieren noch heute 30 Cent pro ins Netz gespeister Kilowattstunde Strom. Ihre Anlagen besitzen oft noch gar nicht die Möglichkeit für einen Eigenverbrauch des erzeugten Stroms. Doch nur dadurch kann sich ein Solardach im Frühjahr 2022 noch rechnen. Denn die Einspeisevergütung fällt und fällt.

Einspeisevergütung sinkt in einem Jahr um 16 Prozent

Wenn Sie im April eine Photovoltaikanlage in Betrieb genommen haben, erhalten Sie nur noch 6,53 Cent pro kWh als Einspeisevergütung und mit jedem weiteren Monat des Jahres sinkt dieser Betrag kontinuierlich. Letztes Jahr hätten Sie noch rund 16 Prozent mehr, vor zwei Jahren 30 Prozent mehr erhalten. Im Erneuerbare Energien Gesetz (EEG) wurde die Einspeisevergütung degressiv festgeschrieben. Je mehr Solarleistung in den jeweils letzten drei Monaten ans Netz gegangen ist, desto stärker fällt die Vergütung. Und in den letzten zwei, drei Jahren wurden viele Solaranlagen in Betrieb genommen. Deswegen beträgt die Einspeisevergütung aktuell nur noch ein Bruchteil früherer Jahre und sinkt weiter.

Zugleich sind die Strompreise enorm gestiegen. Anfang Januar 2022 kostete die Kilowattstunde im Bundesdurchschnitt knapp über 36 Cent. Bei diesem Gefälle ergibt es keinen Sinn, Strom für 6,5 Cent pro kWh einzuspeisen, um dann für den eigenen Stromverbrauch beim Netzbetreiber 30 Cent mehr zu zahlen. Damit eine Solaranlage jetzt noch Geld verdienen kann, muss die Rentabilitätsrechnung über den privaten Stromverbrauch aufgebaut werden – und es gibt weitere Faktoren.

#1 Leistung und Kosten einer Solaranlage

Photovoltaikanlagen für Einfamilienhäuser besitzen durchschnittliche Leistungen zwischen fünf und zehn Kilowatt.

  • Für ein Kilowatt Leistung müssen Sie mit Kosten von 1200 bis 1700 Euro netto kalkulieren.
  • Insgesamt stehen am Ende zwischen 6000 und 17.000 Euro plus Umsatzsteuer auf der Rechnung.
  • Die Umsatzsteuer erhalten Sie mit der nächsten Steuererklärung aber vollständig zurück. Deswegen rechnen wir hier weiter mit Nettopreisen.
  • Wählen Sie noch einen Speicher dazu, erhöht sich der Rechnungsbetrag um etwa 4000 bis 5000 Euro für ein Modell mit fünf Kilowattstunden Speicherkapazität.
  • Moderne Solaranlagen sind wartungsarm, dennoch sollten Sie 200 Euro jährliche Kosten dafür einplanen.
  • Auf den Speicher dürfte rund 12 bis 15 Jahre Verlass sein. Danach ist ein Austausch fällig, aber zu diesem Zeitpunkt können die Speicherpreise deutlich gesunken sein.

Schauen wir auf die Erträge:

  • Ein Solardach in Südwest- oder Südostausrichtung kann etwa 900 bis 1000 kWh Strom pro kW Leistung gewinnen.
  • Mit fünf kW Leistung auf dem Dach ergibt das eine Stromerzeugung von durchschnittlich 4750 Kilowattstunden jährlich.
  • Das könnte bereits knapp den Stromverbrauch einer vierköpfigen Familie decken, die außerdem häufiger ihr E-Auto zu Hause auflädt.
  • Jede größer dimensionierte Anlage produziert entsprechend mehr Strom. Ein 10-kW-Modell rund 9500 kWh jährlich.

Aber hier gibt es ein Problem: Der Löwenanteil des Stroms, den Ihre Anlage erzeugt, entsteht im Sommer tagsüber. Sie können ihn zu dieser Zeit kaum sinnvoll verbrauchen. Nachts oder im Winter gewinnt das Solardach gar keinen oder nur wenig Strom. Am Ende zeigen Durchschnittswerte, dass im besten Fall etwa 25 bis 30 Prozent des selbst erzeugten Stroms tatsächlich nutzbar sind. Mit Stromspeichern können Sie diesen Anteil erhöhen, müssen aber auch mehr investieren.

#2 Ein Vergleich

Beispielrechnung ohne Stromspeicher:

  • Sie installieren eine Anlage mit 8 kW Leistung ohne Speicher.
  • Pro kW Leistung erzeugt die Anlage 950 kWh Strom jährlich – zusammen 7600 kWh.
  • Die PV-Anlage kostet Sie 1400 Euro pro kW Leistung – insgesamt 11.200 Euro.
  • Sie und Ihre Familie können 25 Prozent des erzeugten Stroms verbrauchen – 1900 kWh pro Jahr.
  • In 20 Jahren generiert das Solardach 152.000 kWh Strom.
  • Abzüglich Ihres privaten Verbrauchs erhalten Sie für 114.000 kWh eine Einspeisevergütung von 6,53 Cent pro Kilowattstunde, nachdem Sie die Anlage im April 2022 in Betrieb genommen haben – das ergibt 7444,20 Euro Einnahmen.
  • Außerdem mussten Sie über die Jahre 38.000 kWh weniger Strom von Ihrem Anbieter kaufen.
  • Bei einem angenommenen Preis von 36 Cent pro kWh entsteht so eine Ersparnis von 13.680 Euro.

Das ergibt diese Rendite:

  • Zusammengenommen hat Ihnen die Solaranlage 21.124,20 Euro in 20 Jahren eingebracht.
  • Der reine Überschuss beläuft sich – abzüglich 200 Euro Wartungskosten p.a. – auf 5924,20 Euro.
  • Am Ende steht hier eine Rendite von 1,94 Prozent pro Jahr.

Knapp zwei Prozent Rendite bilden keinen berauschenden Wert. Hier zeigt sich aber, dass sich selbst bei sehr niedriger Einspeisevergütung noch Geld mit Solarstrom verdienen lässt. Hinzukommt die Wertsteigerung Ihrer Immobilie durch den Einbau der Photovoltaikanlage – und für das gute Gewissen der Beitrag zum Klimaschutz. Jetzt schauen Sie sich die ganze Rechnung noch einmal inklusive Installation eines Stromspeichers an.

Beispielrechnung mit Stromspeicher:

  • Sie installieren wieder eine Anlage mit 8 kW Leistung – dieses Mal inklusive 5-kWh-Speicher.
  • Die jährliche Anlagenleistung bleibt mit 7600 kWh gleich – ebenso die Anlagenkosten von 11.200 Euro.
  • Zusätzlich kostet Sie der Stromspeicher 4000 Euro.
  • Durch ihn können Sie und Ihre Familie sogar 40 Prozent des erzeugten Stroms verbrauchen – somit 3040 kWh pro Jahr.
  • Die gesamte Stromerzeugung über 20 Jahre bleibt bei 152.000 kWh Strom.
  • Nun sinkt aber das Volumen Ihrer Einspeisung auf insgesamt nur noch 91.200 kWh durch den höheren Eigenverbrauch.
  • Bei einer identischen Einspeisevergütung erhalten Sie deswegen über die 20 Jahre auch nur noch 5955,36 Euro.
  • Jetzt benötigen Sie aber gleich 60.800 kWh Strom von Ihrem Anbieter.
  • Dadurch sparen Sie – wieder bei 36 Cent pro kWh Strompreis – insgesamt 21.888 Euro.

Hier ergibt sich nun diese Rendite:

  • Insgesamt stehen jetzt 27.843,36 Euro auf der Habenseite Ihrer Solaranlage.
  • 200 Euro jährliche Wartungskosten eingerechnet bleibt ein Gesamtüberschuss von 12.643,36 Euro übrig.
  • Das bedeutet sogar eine Rendite von 4,16 Prozent pro Jahr.

#3 Fazit

Diese letzte Beispielrechnung beinhaltet die Annahme, dass Ihr Stromspeicher die vollen 20 Jahre durchhält und effizient bleibt. In der Praxis müssen Sie allerdings nach zwölf bis spätestens 15 Jahren mit einem Austausch rechnen. Das dürfte die Rendite bei heutigen Speicherkosten in etwa halbieren, aber sie bleibt immer noch im Bereich eines Zweiprozenters.

Durch zwei Faktoren können Sie somit selbst noch im Frühjahr 2022 mit einer Solaranlage unterm Strich Geld verdienen:

  • möglichst geringe Anschaffungskosten für die PV-Anlage
  • die zusätzliche Installation eines Stromspeichers sowie
  • ein möglichst hoher eigener Stromverbrauch

Doch auch diese Faustformel gilt leider nicht uneingeschränkt. Fallen die Einspeisevergütungen weiter und verharren die Strompreise in etwa auf ihrem aktuellen Niveau, sinkt die Rendite immer weiter und irgendwann klar unter ein Prozent. Dann nimmt die allgemeine Bereitschaft zur Installation eines Solardachs mit Sicherheit ab. Das wiederum liegt nicht im Interesse der Bundesregierung und ihrer Pläne zum Ausbau erneuerbarer Energien auf jedem Hausdach.

Deswegen plant der Koalitionsvertrag der Ampelregierung im Bereich Solarförderung bereits Anpassungen. Welche das sind, ist aktuell noch nicht bekannt. Die Änderungen dürften jedoch sehr wahrscheinlich neue investitionsfördernde Anreize erhalten. Wer nicht unmittelbar einen Termin bei einem Solar-Installateur bekommt, wartet deswegen besser noch eine Weile mit der eigenen PV-Anlage. Selbst wenn die Preise für Solaranlagen durch verschiedene Entwicklungen hierzulande und auf dem Weltmarkt anziehen sollten, dürfte eine attraktivere Förderung das wahrscheinlich aufwiegen und die Investition bleibt mindestens ähnlich rentabel wie zurzeit noch.

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