Sparen wie eh und je: Das Anlageverhalten der Deutschen

Hohe Preissteigerungen in vielen lebenswichtigen Bereichen sind aktuell das große Thema und bereiten immer mehr Menschen Sorgen. Sie belasten zuerst verstärkt das monatliche Budget, aber die anziehende Inflation verschont auch Sparguthaben oder Vermögen nicht. Niedrige Anlageerträge werden von der Inflation einfach aufgefressen und am Ende schrumpfen Altersvorsorge oder Vermögen sogar de facto, denn die Kaufkraft des Geldes schwindet. Sind die Deutschen mit ihrem Anlageverhalten darauf vorbereitet?

13.10.2021
  • Lesezeit ca. 4:30 Minuten
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    13.10.2021
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Bargeld im Portemonnaie
© sebra/www.shutterstock.com

Zehn Prozent Bargeld und Sichteinlagen, etwa 35 Prozent Spar- und Termineinlagen sowie rund 25 Prozent Geldanlage in Versicherungen: So sahen die Favoriten der Deutschen bei der Kapitalanlage in der Vergangenheit aus – vor drei Jahrzehnten im Jahr 1991. In der Welt und vor allem an den Kapitalmärkten hat sich seitdem viel verändert. Dabei sticht aus Anlegersicht vor allem die seit Langem anhaltende Niedrigzinsphase heraus. 1991 gab es auf Sparbüchern mit dreimonatiger Kündigungsfrist noch um die drei Prozent Verzinsung pro Jahr. Parkten Sie Ihr Geld damals fix für vier Jahre, erhielten Sie knapp fünf Prozent Zinsen jährlich. Und heute?

Die Top 3 der Geldanlagen in Deutschland

Die Banken, die überhaupt noch klassische Sparguthaben entgegennehmen, zahlen Zinsen nur noch im Bereich der zweiten Nachkommastelle. Für ein vier- oder fünfjähriges Festgeld gibt es in Deutschland kaum noch ein halbes Prozent jährliche Verzinsung. Mehr bekommen Sie nur von Banken aus dem europäischen Ausland, aber auch dort bleibt der Zinssatz unter einem Prozent p.a. Statt hier gute Zinserträge einzustreichen, müssen Sie viel eher Negativzinsen fürchten. Ende des dritten Quartals 2021 zählte das Verbraucherportal Verivox bereits 392 Banken oder Sparkassen, die bei Giro- oder Termingeldguthaben teilweise schon ab 5.000 Euro Strafzinsen erhoben. Das Anlageverhalten der Deutschen ficht das aber längst nicht an. Grundsätzlich hat sich hier in den letzten 30 Jahren nicht viel geändert. Auch 2021 zeigen Umfragen diese drei Favoriten für die Kapitalanlage:

  • Girokonto
  • Sparbuch oder ähnliche Spareinlagen
  • Kapital- und Rentenlebensversicherungen

Deutsche Anleger traditionell konservativ

Fast jeder zweite Deutsche nutzte 2021 sein Girokonto, um damit zu sparen oder Geld zu parken. Knapp über 40 Prozent der Befragten nannten daneben Sparkonten als ihren Favoriten und etwa ein Drittel setzt aktuell vorwiegend auf Kapitallebens- oder Rentenversicherungen für die Altersvorsorge beziehungsweise den Vermögensaufbau. Nennenswerte Zinsen gibt es dabei durch die Bank nicht. Der Garantiezins bei Lebensversicherungen lag zuletzt bei 0,9 Prozent p.a., wird aber ab 2022 auf 0,25 Prozent sinken. Von einem Inflationsausgleich ist das weit entfernt und diese Diskrepanz bleibt auch, wenn im nächsten Jahr ein paar temporäre Faktoren für die letzten Preissteigerungen wieder aus der Berechnung der Inflationsrate verschwinden sollten. Für bekannte und einfache oder schnell bis sofort verfügbare Kapitalanlagen nehmen deutsche Anleger den fundamentalen Nachteil des Wertverlustes ihres Ersparten offenbar in Kauf. Auf dem Papier oder im Onlinebanking nimmt das angesparte Geld nominal nicht einmal ab. Es wächst sogar um weitere Einzahlungen oder Mini-Zinsen. Die schleichende Entwertung durch eine mehr oder wenige hohe Inflation bleibt unsichtbar. Anders sieht das oftmals bei den Schwankungen von Anlagen in Aktien oder Investmentfonds aus. Die können immer wieder zu einem bestimmten Zeitpunkt oder über längere Zeiträume ein sichtbares Minus aufweisen. Genau das scheinen deutsche Anleger oft zu scheuen. Während in anderen Ländern wie den USA der Aktienkauf Normalität bei Altersvorsorge und Kapitalanlage darstellt, zählen nur jeweils etwa 20 Prozent der deutschen Anlegerinnen oder Anleger Aktien und Investmentfonds 2021 zu ihren Favoriten. Hier hat sich das Anlageverhalten zumindest in Teilen aber dennoch definitiv verändert: In den letzten 30 Jahren verdoppelte sich die Zahl der Fans von Aktien und Fonds. Diese Anleger können heute auf eine deutlich bessere Entwicklung ihres Vermögens zurückblicken als klassische Sparer.

Aktienanlage und Immobilien zahlen sich aus

Allein seit der Jahrtausendwende mussten die Aktienmärkte aber zuerst einige Rückschläge einstecken. Unmittelbar nach den Feiern zum neuen Jahrtausend platzte die Dotcom- oder Internet-Blase, es kamen die Finanzkrise 2008 und später die Eurokrise. Hier gab es jeweils negative Jahresbilanzen beim führenden MSCI World Index, der global die Entwicklung von über 1600 Aktien abbildet. Doch in allen anderen Jahren – und selbst im Corona-Jahr 2020 – wies der Index dann mehrmals deutliche Steigerungsraten auf. 2005, 2010 und 2019 erreichte er dabei sogar ein Plus von um die 25 Prozent. In vielen anderen Jahren waren es circa zehn Prozent oder mehr. Stellvertretend für eine breit gestreute Anlage in Aktien zeigt der Index damit: Das Aktieninvestment zahlt sich längerfristig aus. Jeder Vierte nennt außerdem Immobilien seine bevorzugte Kapitalanlage. Hier fließen viele selbst genutzte Objekte ein. Die eigene Immobilie bildet traditionell eine wichtige Säule der privaten Kapitalanlage und Altersvorsorge. Aus ihr entsteht aber eher eine Entlastung von regelmäßigen Ausgaben wie einer Miete. Dafür müssen andererseits meist über knapp drei Jahrzehnte für Baufinanzierungen Zinsen gezahlt werden und die positive Wertentwicklung am Immobilienmarkt bleibt in der Regel nur ein theoretischer Gewinn, weil die Mehrzahl der Eigentümer auf ihr Objekt als Lebensort angewiesen ist. Wenn Sie jedoch mit weiterem Kapital oder einer zinsgünstigen Finanzierung ein zusätzliches Objekt erworben haben, stellt sich die Situation vielfach ganz anders dar. Dann lassen sich oft Renditen von vier oder fünf Prozent bei der Vermietung erzielen oder Sie verkaufen die Immobilie nach ein paar Jahren oder Jahrzehnten mit einigem Wertzuwachs.

Hohe Zufriedenheit, aber auch neue Kapitalanlagen erfahren Zuwachs

Insgesamt zeigen sich die Deutschen mit ihren Kapitalanlagen zufrieden – etwa 40 Prozent der Befragten sehen keinen Grund für eine Änderung ihres Anlageverhaltens, auch wenn steigende Inflationsraten das Ergebnis immer mehr pulverisieren oder sogar zum Wertverlust führen. In kleinen Teilen manifestiert sich aber auch ein ganz neuer Trend für Investments: Kryptowährungen wie Bitcoin, Ethereum und Co. Von deren Märkten gelangen oft märchenhafte Wertsteigerungen, aber auch tiefe Stürze in die Schlagzeilen. Die Zukunft solcher Kryptowährungen erscheint noch unklar, aber ihr aktuelles Potenzial für hohe Wertsteigerungen ist dennoch gewiss. Denn ähnlich wie Immobilien sind die virtuellen Währungen begrenzt. Das steigert ihren Wert bei entsprechender Nachfrage. Aber die Märkte für die einzelnen Währungen schwanken auch täglich stark. Das erfordert vor allem starke Nerven bei einem Investment. Doch genau dieser Kitzel lockt immer mehr Anleger in Deutschland: Schon rund neun Prozent haben sich eine Krypto-Wallet – eine virtuelle Brieftasche – zugelegt, um mit diesen virtuellen Werten zu handeln oder dort zu investieren.

Zusammengefasst:

Noch immer legt die Mehrheit der Deutschen im Jahr 2021 Geld so an, wie sie es seit Jahrzehnten getan hat. Es wird auf dem Girokonto geparkt oder für eine Verzinsung gen Null auf Spar- und Termingeldkonten umgeschaufelt. Das bringt zwar keine Zinsen, aber es ist bequem und das Geld bleibt jederzeit verfügbar. In Krisenzeiten wie in der Corona-Pandemie wiegen solche schnellen Zugriffsmöglichkeiten nochmals besonders. Lange musste sich niemand die Geldentwertung im Hintergrund konkret vorstellen. Nun sind hohe Inflationsraten aber täglich Thema – und damit vielleicht auch lohnendere Alternativen für Altersvorsorge oder Kapitalanlage. Trotz aller Bequemlichkeit ist es kaum vorstellbar, dass Kapitalanleger und Kapitalanlegerinnen in Deutschland längerfristig zuschauen, wie ihr Angespartes immer mehr an Wert verliert.

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