Vorsicht: Direktinvestments enden nicht selten direkt im Totalverlust

Wirtschaftsnachrichten zu enormen Preissteigerungen bei vielen Rohstoffen oder auch Schiffscontainern standen 2021 regelmäßig auf der medialen Tagesordnung. Das weckte auch das Interesse mancher Kapitalanleger. Wie lässt sich davon profitieren? Diese Frage führt schnell zum Thema Direktinvestments. Doch die sind kein Anlageprodukt für jedermann. Sie sind nur minimal reguliert und beinhalten selbst bei seriösen Anbietern noch hohes Risiko. Im folgenden Text erfahren sie Näheres.

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Der Mann erlitt einen Totalverlust
© Miha Creative/www.shutterstock.com

Direktinvestments zählen zu den Sachanlagen. Ohne Umwege über Fonds oder Wertpapiere erwerben Sie hier ganz oder teilweise Sachwerte. Die Anbieter regeln deren Nutzung durch Dritte für Sie. Dafür erhalten Sie über die Laufzeit der Anlage eine Rendite zum Beispiel aus Miet- oder Pachteinnahmen beziehungsweise Verkaufserlösen. Am Ende des Direktinvestments steht dann ein Rückkauf der Sachen und ein eventuelles finanzielles Plus aus Wertsteigerungen. So sieht mehrheitlich der theoretische Ablauf von Direktinvestments aus. Der täuscht jedoch leicht über viele praktische Unwägbarkeiten hinweg. Die beginnen bereits bei den Gütern oder Sachwerten für die Kapitalanlage.

Was sind typische Direktinvestments?

Besonders häufig beinhalten die Investments den Erwerb von:

  • Güterwagons
  • Schiffscontainern
  • Holzplantagen oder zuletzt
  • Solaranlagen und
  • Windrädern

Schon vor der aktuellen Logistik- und Versorgungskrise oder den zuletzt verstärkten Bemühungen bei der Energiewende erschienen alle diese Sachwertanlagen als sinnvolle, zukunftsträchtige Investitionen. Doch auch hier galt schon immer: Der Teufel steckt oft im Detail.

Mehr Hintergründe zu Direktinvestments: Für wen sind sie geeignet und für wen nicht?

Die Anlage wird zumeist mit einem Kaufvertrag für die Sachwerte und einem Dienstleistungsvertrag besiegelt. Dieser zweite Vertrag regelt die Nutzung oder Verwertung der Güter durch den Anbieter oder seine Partner – genauso wie Ihre Erträge und regelmäßige oder eventuelle zusätzliche Kosten. Dabei liegen die Vertragslaufzeiten überwiegend im langfristigen und sehr langfristigen Bereich. Laufzeiten von zehn Jahren und mehr sind die Regel. Für einen kurzfristigen Anlagehorizont oder den Wunsch nach Flexibilität eignen sich die Direktinvestments deswegen nicht.

Es fehlt an einem regulierten Markt für die Sachwerte oder Anteile und ein vorzeitiger Ausstieg funktioniert nur, wenn Sie einen direkten Abnehmer finden. Marktabhängig müssen Sie dann aber immer mit Wertverlusten rechnen und in jedem Fall kommen Kosten für die Abwicklung auf Sie zu. Marktentwicklungen bestimmen außerdem über die gesamte Laufzeit Chance und Risiko dieser Kapitalanlagen – zusammen mit dem individuellen unternehmerischen Handeln der Anbieter oder externen Einflüssen wie zum Beispiel Naturereignissen bei Plantagen.

Direktinvestments machen Sie de facto zum Unternehmer. Sie tragen ein unternehmerisches Risiko, ohne aber gleichzeitig unternehmerische Entscheidungen im Sinne Ihrer Kapitalanlage treffen zu können. Denn diese Entscheidungsgewalt liegt per Investmentvertrag beim Anbieter und seinen Partnern. Aus praktischen Gründen ist das auch nicht anders möglich. Denn Sie können kaum von Zuhause aus Holzanbau oder -ernte auf einer Plantage am anderen Ende der Welt managen oder laufend mit Produzenten und Reedern über den Einsatz Ihrer Schiffscontainer verhandeln.

Diese Konstellation erfordert deswegen immer eine hohe Risikobereitschaft und einen größeren finanziellen Background, um im Zweifel auch Verluste verkraften zu können. Daraus ergibt sich zugleich, dass Direktinvestments immer nur einen eher kleinen Teil eines umfangreicheren Anlageportfolios darstellen sollten. Selbst dann noch sind Detailkenntnisse im Bereich der einzelnen Werte und ihrer Märkte unverzichtbar. Die Verkaufsprospekte der Anbieter malen hier wenig überraschend nur positive Bilder und versprechen hohe Renditen. Über Risiken oder Kosten verlieren sie vielfach nur wenige Worte oder verschweigen sie auch schon einmal ganz. Das liegt an einer nur oberflächlichen Regulierung der Direktinvestments.

Stichwort Sicherheit: Wer kontrolliert Direktinvestments und ihre Anbieter?

Formal obliegt der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) die Kontrolle im Bereich Direktinvestments. Dafür machte sie das Kleinanlegerschutzgesetz 2015 erstmals verantwortlich. Zuvor gab es überhaupt keine Regulierung und Direktinvestments zählten vollständig zum grauen Kapitalmarkt. Trotz einiger Nachschärfungen in den letzten Jahren kann man hier dennoch nicht von einem kontrollierten oder regulierten Investmentbereich sprechen. Denn die BaFin hat nur zu prüfen, ob Anbieter ihre Prospektpflicht erfüllen und ob der Verkaufsprospekt widerspruchsfrei und verständlich wesentliche Angaben zu der Kapitalanlage enthält. Eine inhaltliche Überprüfung des Prospekts oder des zusätzlich notwendigen Vermögensanlagen-Informationsblattes nimmt die BaFin nicht vor.

Damit prüft die BaFin dies alles nicht: Stimmen die Angaben im Verkaufsprospekt überhaupt? Ist das Projekt wirtschaftlich tragfähig? Sind Anbieter und weitere Beteiligte fachlich geeignet, seriös und liquide? Ihre Kontrollen erreichen hier bei Weitem nicht die Tiefe, die die BaFin sonst in der Finanzdienstleistungsbranche praktiziert. Deswegen sind Fälle wie der des 2018 in Insolvenz gegangenen Container-Investors P&R kaum vorherzusehen oder abwendbar und es werden wohl immer wieder Anleger vor einem Totalverlust stehen – in diesem Fall gab es rund 50.000 Betroffene.

Außerdem gibt es keine Einlagensicherung für Direktinvestments. Dazu sind längst nicht alle Anbieter von der Prospektpflicht erfasst und dann entfällt selbst die Minimalkontrolle durch die BaFin. Genossenschaften oder Direktinvestments mit weniger als 20 Anteilen müssen überhaupt keinen Verkaufsprospekt erstellen beziehungsweise bei der BaFin vorlegen. Besonders die zweite Ausnahmeregelung hat sich in den letzten Jahren schnell zum beliebten Schlupfloch unseriöser Anbieter entwickelt. Sie streben sehr wohl nach Hunderten oder Tausenden von Anlegern, splitten die Investments aber zu einzelnen Projekten mit jeweils höchstens 20 Anteilen wie für einen kleinen Interessentenkreis auf, um der Prospektpflicht zu entgehen.

Fazit: Direktinvestments

Zuletzt müssen Sie sich also auch noch intensiv mit einem Anbieter und seinem Hintergrund auseinandersetzen, wenn Sie dort ein Direktinvestment erwägen. Für die Mehrzahl der Anleger ist das schlicht unmöglich und selbst dann bleiben weitere hohe Risiken offen, die einen gezielten Vermögensaufbau oder die private Altersvorsorge schnell zunichtemachen können. Für diese beiden Hauptziele privater Kapitalanleger gibt es besser geeignete und vor allem sicherere Anlageprodukte als ein Direktinvestment.

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