61 Prozent weniger Gehalt: Frauen leiden unter „Child-Penalties“

Die Gehaltsunterschiede zwischen Männern und Frauen sorgen immer wieder für Diskussionen. Jetzt heizt das Ergebnis einer neuen Studie die Debatte an: Frauen erhalten nach der Geburt ihres ersten Kindes auch Jahre später weniger Lohn. 

07.02.2019
  • Lesezeit ca. 2:30 Minuten
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    07.02.2019
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Frau ist wütend
© composita/pixabay.com

Die Studie eines internationalen Forscherteams hat herausgefunden, dass Frauen in Deutschland nach der Geburt eines Kindes deutlich weniger verdienen als zuvor. Insgesamt bezieht sich die Studie auf sechs Länder. Deutschland steht unter allen am schlechtesten da.

„Für Frauen sind Kinder beim Gehalt eine Strafe“

Nicht umsonst heißt die Studie „Child Penalties“ (deutsch: Kinderstrafen). „Als Child Penalties bezeichnen wir die Einkommenseinbußen nach der Geburt des ersten Kindes“, erklärt Josef Zweimüller in einem Interview mit der SZ. „Und leider muss man das tatsächlich so sehen: Für Frauen sind Kinder beim Gehalt eine Strafe.“

Wie die Studie zeigt, verdienen Mütter auch lange nach der Geburt noch deutlich weniger als Männer. In Deutschland erhalten sie zehn Jahre, nachdem ihr erstes Kind geboren ist, im Schnitt 61 Prozent weniger Gehalt als im letzten Jahr vor der Geburt.

Gender Pay Gap vor Geburt nicht vorhanden

Auffällig ist vor allem, dass es den sogenannten Gender Pay Gap zwischen Männern und Frauen vor der Geburt des ersten Kindes fast nicht gibt. Laut Studie entwickelt sich das Gehalt von Männern und Frauen in den Jahren vor der Geburt sehr ähnlich. Zu Karrierebeginn ist die Lohnlücke gering bis nicht vorhanden.

Väter haben keine Nachteile durch Geburt

Erst nach der Geburt des ersten Kindes tauchen die Lohnlücken in vollem Ausmaß auf. Denn während Frauen in der Regel zu Hause bleiben und sich um die Kindererziehung kümmern, erhalten Männer die Chance, Karrieresprünge zu machen. Zweimüller betont, dass viele Frauen dadurch die entscheidenden Jahre im Beruf verpassen.

Deutschland schneidet am schlechtesten ab

Die Studie betrachtet die Gehaltsentwicklungen in Deutschland, Österreich, Schweden, Dänemark, den USA und dem Vereinigten Königreich. Das Ergebnis: Mit Abstand am schlechtesten ist die Situation in Deutschland.

Langfristige Einkommensverluste von Müttern:
  • Dänemark: 21 Prozent
  • Schweden: 27 Prozent
  • USA: 31 Prozent
  • Vereinigtes Königreich: 44 Prozent
  • Österreich: 51 Prozent
  • Deutschland 61 Prozent

Frauen bekommen nur halb so viel Rente

Geringere Löhne, Teilzeitarbeit und unterbrochene Erwerbsbiografien sorgen dafür, dass Frauen im Alter deutlich weniger Geld zur Verfügung haben als Männer. Bereits 2017 haben Studien ergeben, dass Männer im Schnitt doppelt so viel Rente erhalten wie Frauen. Den Studien zufolge bezogen Männer im Jahr 2015 knapp 1.150 Euro aus der gesetzlichen Rentenversicherung. Frauen bekamen durchschnittlich nur 634 Euro. Auch die betriebliche und die private Altersvorsorge warf für Frauen deutlich weniger ab.

Frauen müssen zusätzlich vorsorgen

Dass sich aus der Lohnlücke automatisch eine Gender Pension Gap, also eine Vorsorgelücke zwischen Mann und Frau ergibt, lässt sich kaum verhindern. Gerade weil es für Frauen so schwer ist, eine ausreichende Rente aufzubauen, ist es umso wichtiger, dass sie das Thema nicht ignorieren. Frauen mit geringen Löhnen oder lückenhaften Erwerbsbiografien müssen zusätzlich vorsorgen, um sich finanziell unabhängig zu machen und im Alter ausreichend versorgt zu sein. Dazu ist es wichtig, sich zunächst ein finanzielles Polster anzulegen. Das ist auch schon mit kleinen Beträgen möglich. Im nächsten Schritt sollte die Altersvorsorge konkret geplant werden. Frauen sollten ihre Rentenlücke berechnen und dann herausfinden, wie viel sie noch fürs Alter zurücklegen müssen. Je früher sie damit anfangen, desto kleiner fallen die Beträge aus, die sie pro Monat sparen müssen. Außerdem bietet es sich an, über renditereiche oder bezuschusste Sparformen nachzudenken. Wie die Rentenlücke berechnet wird und welche Anlagemöglichkeiten es gibt, lesen Sie hier.

Rendite ist weiblich

Unter dem Motto „Rendite ist weiblich“ wird es auf dem Börsentag Frankfurt 2019 erstmals ein Forum geben, das sich ausschließlich an Frauen wendet. „Wir wollen Frauen ansprechen, die sich um ihre Finanzen kümmern müssten, es aber bisher nicht oder nicht ausreichend tun“, heißt es auf der Webseite der Börsentage.

In Vorträgen, Fragerunden und Gesprächen sollen folgende Themen behandelt werden:

  • Flexible Anlage für verschiedene Lebensabschnitte
  • Finanzielle Unabhängigkeit
  • Finanzielle Vorsorge

Der Börsentag Frankfurt findet am 23. März 2019 von 9:30 bis 17:00 Uhr statt.

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